Wie reiche Länder arme Länder in Armut halten (und warum).
Ein sehr gutes Video über Neokolonialismus
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Die Länder der dritten Welt sind nicht arm. Man geht nicht in ein armes Land, um Milliarden von Dollar zu
machen. Es gibt nur sehr wenige arme Länder, die meisten Länder sind reich. Die Phillipinen sind reich, Mexiko ist reich, Chile ist
reich, nur die Menschen sind arm. Dort können Milliarden verdient werden. So geschieht es seit 400 Jahren. Die
kapitalistischen Länder Europas und Nordamerikas entehmen den Ländern Holz, Flachs, Hanf, Kakao, Rum, Eisen, seltene Erden und sonstige Bodenschätze und billige Arbeitskräfte.
Diese Länder sind nicht unterentwickelt sie werden überausgebeutet.
Wenn wir das Wort Kolonialismus hören, denken wir an eine längst vergange Zeit, die falsch war, doch nun
überwunden ist. Aber das ist nicht der Fall, der Kolonialismus hat sich nur geändert. Er ist mit der Zeit
gegangen. Anstatt Unterwerfung mit Peitschen und Waffen, verwendet man heute etwas, das sauberer und
professioneller aussieht und zwar Schulden.
Wir sind in den Neokolonialismus übergegangen. Die Entwicklungsländer sind in einem Kreislauf aus Schulden
und Ausbeutung verurteilt und die Gegenspieler sind unsere internationalen Finanzinstitutionen, speziell die
Weltbank und der IMF oder IWF.
IWF / Internationaler Währungsfond
Der IWF wurde nach der großen
Depression und dem zweiten Weltkrieg gegründet, um die globale finanzielle und wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten. Obwohl der
Krieg die Wirtschaft angekurbelt hat, gab es die Sorge in finanzielle, wirtschaftliche Turbulenzen
abzurutschen, welche zuvor die große Depression hervorgerufen hatte. 44 Nationen fanden sich in der Breton
Woods Konferenz im Juli 1944 zusammen und daraus ging der IMF und die
Weltbank hervor.
Die Aufgabe des IMF war es Finanzstabilität durch die Stabilisierung der Wechselkurse zu gewährleisten. Die
Förderung der Wirtschaftspolitik die Bereitstellung von finanzieller Unterstützung oder Darlehen für
Mitgliedsländer, die Erleichterung des Handels. etc.
Es ist wichtig zu wissen, dass zu der Zeit der US-Dollar durch Gold gedeckt war und die Währungen der anderen
Länder waren an den US-Dollar gekoppelt. Daher war es sinnvoll eine Organisation wie den IMF zu haben, welche die
Wechselkurse überwacht und Ländern Geld leiht, die Zahlungsprobleme haben.
Da dieses System Anfang der 70er Jahre durch die Aufgabe des Goldstandards endete, sollte man meinen, dass
auch die Rolle des IMF schrunpfen oder vollständig verschwinden würde. Das war jedoch nicht der Fall. Im
Gegenteil von 1970 bis 1975 hat sich das Kreditvolumen real mehr als verdoppelt und der Einfluss des IWF hält
bis heute an.
Der IWF und die Weltbank sind keine wirkliche Bank, doch sie verleihen trotzdem Geld. Das funktioniert
folgendermaßen. Die Mitgliedsländer zahlen eine Quote oder einen Beitrag an den IWF. Je reicher ein Land ist,
desto höher ist die Quote. Je mehr sie einzahlen, desto mehr Stimmen haben sie. Dieses gewichtete System führt
zur Ungleichheiten und erlaubt es den reichen Ländern mehr politischen Einfluss und Macht über ärmere
Nationen auszuüben. Sie können sich für eine Politik einsetzen, die den reichen Ländern auf Kosten der armen
Länder zu Gute kommt.
Um die Ungleichheit zu verdeutlichen. Ein Land wie Äthiopien mit 70 Millionen Einwohnern hat die Hälfte des
Stimmenanteils von Luxenburg mit einer halben Millionen Einwohnern. Subsahara-Afrika hat nur 4,6% der
Stimmen im Fond. Dieses Abstimmungssystem, welches auf Geld und nicht auf der Anzahl der Menschen beruht, gibt
den USA und den G-7 Mitgliedern die Möglichkeit politische Entscheidungen zu blockieren und Macht über
Entwicklungsländer auszuüben. Es macht es nicht besser, dass der Chef des IWF immer ein Europäer ist und der
Chef der Weltbank immer ein Amerikaner ist.
Weltbank
Die Weltbank wurde wie der IWF während der Breton Woods Konferenz gegründet. Die Weltbank konzentriert sich
eher auf die Finanzierung von Entwicklungsprojekten und den Wiederaufbau auf der ganzen Welt. Beide
Institutionen verleihen Geld, aber sie tun das auf räuberische Weise. Durch die Verwendung von Schulden halten
sie ärmere Nationen in zyklischer Armut gefangen und ermöglichen es den reichen Ländern politischen Einfluss auf
sie auszuüben. Das System untergräbt die Souveränität und den Wohlstand dieser Entwicklungsländer. Die dafür
verantwortlichen Institutionen behaupten, sie würden das Ziel verfolgen Wohlstand und Entwicklung zu
verbreiten.
Wie das System funktioniert
Während des kalten Krieges ermutigten die westlichen Länder die Entwicklungsländer riesige Kredite
aufzunehmen. Das war oft räuberisch und extrem verantwortungslos. Es wurde behauptet, der IWF und die Weltbank
benötigten das Geld, um das Land zu modernisieren und die Schulden sind das notwendige Instrument für die
Entwicklung. Sie verliehen das Geld auch an korrupte Führer und Diktatoren, die sich bereicherten und ihre
Länder stark verschuldeten. Immer wenn sie ein Land dazu überredeten Kredite aufzunehmen waren Konditionen ein
fester Bestandteil des Deals. Das bedeutete das Land musste bestimmte politische Vorgaben befolgen. Dabei ging
es nicht nur darum, das Entwicklungsland in eine wirtschaftlich ausreichende Nation zu verwandeln, sondern es
ging in erster Linie um die Fähigkeit zur Rückzahlung der Schulden mit Zinsen und zur Öffnung seiner
Wirtschaft für den Westen. Man muss dazu sagen, wenn ein Land stark verarmt war, wurde ein niedriger oder gar
kein Zinssatz verhängt. Aber die Absichten waren nicht altruistisch, sondern es ging darum, die Länder in eine
Falle zu locken und sie für die Interessen der reichen Länder zu benutzen.
John Perkins der Autor von "Confessions of an Economic Hitman", dessen Job es war Entwicklungsländer zu bewegen
Kredite aufzunehmen schrieb: "Ich arbeitete daran die Ländern, die diese Kredite aufnahmen in den Bankrott zu
treiben,...., damit sie ihren Gläubigern auf ewig verpflichtet wären und ein leichtes Ziel darstellten, wenn
wir Gefälligkeiten brauchten, darunter Militärstützpunkte, UN-Stimmen oder Zugang zu Öl ooder anderen
natürlichen Ressourcen."
Die Konditionen für Kredite
Die Länder, welche Kredite von der IWF oder Weltbank aufgenommen hatten, mussten eine Reihe von
Wirtschaftsreformen und politischen Empfehlungen nachkommen, die sogenannten SAPs Strukturanpassungsprogramme. Sie zwangen die Länder zur
Privatisierung staatlicher Unternehmen, zur Liberalisierung des Handels durch Abschaffung von Zöllen,
Subventionen usw., Abwertung der Währung, Sparmaßnahmen in Form von Kürzungen im öffentlichen Dienst, im
Gesundheitswesen, Bildungswesen usw. Das Ziel war es die Kredite inklusive Zinsen auf Kosten der verarmten
Bevölkerung zurück zu zahlen. IWF und Weltbank verabschiedeten den "Washington Consens" neoliberaler
Wachstumsstrategien.
Neoliberalismus
Neoliberalismus ist eine Theorie, die besagt, dass Wohlstand am besten erreicht wird durch die Freiheit
unternehmerischer Tätigkeiten. Ereicht wird das durch starke persönliche Eigentumsrechte, freien Markt, freien
Handel. Der Staat hat die Aufgabe, den Rahmen dafür zu schaffen und zu bewahren, notfalls mit Gewalt.
Existieren in Bereichen wie Land, Wasser, Bildung, Gesundheitswesen, soziale Sicherheit oder
Umweltverschmutzung keine Märkte, müssen diese bei Bedarf durch staatliche Maßnahmen geschaffen werden.
Kritiker sagen der Neoliberalismus erhöht die Ungleichheit. Er höhlt die öffentlichen Dienste aus, die vielen
Menschen helfen und bevorzugt einige Mächtige und Reiche auf Kosten alle anderen. Umweltverschmutzung,
Klimakrise, Artensterben sind außerdem die Folge von Neoliberalismus und Kapitalismus.
Die westlichen Länder, welche die Entwicklungsländer zu Neoliberalismus überredeten, haben ihren eigenen
wirtschaftlichen Erfolg nicht erreicht durch Maßnahmen wie in den SAPs, die sie den Ländern auferlegt hatten, sondern genau das Gegenteil war der Fall.
Somalia
Somalia ist nur eines von vielen Ländern, welches den Raubzügen des IWF und der Weltbank zum Opfer fielen. Es
war Empfänger von Krediten, die es Mitte der 80er Jahre nicht zurückzahlen konnte. So unterzogen IWF und
Weltbank Somalia SAPs, damit das Land seine Schulden
besser bedienen konnte. Vor dem Eingreifen des IWF und der Weltbank war Somalia in einer besseren Position.
Sie hatten eine Pastoralwirtschaft, eine Wirtschaft in der Viehwirtschaft im Mittelpunkt stand. Sie beruhte
auf dem Austausch zwischen nomadischen Viehhirten und Kleinbauern. 50% der Bevölkerung waren nomadische
Viehhierten. Trotz Dürreperioden blieb Somalia bis in die 70er Jahre autark in Bezug auf Nahrungsmittel.
Das Eingreifen des IWF und der Weltbank in den frühen 80er Jahren führte zur Verschärfung der Krise der
somalischen Landwirtschaft, denn die Maßnahmen untergruben das fragile Austauschverhältnis zwischen
nomadischen Viehhirten und sesshaften Kleinbauern. Der Regierung wurde ein strenges Sparprogramm auferlegt,
welches dazu diente, die Schulden zurück zu zahlen und somit westliche Nationen weiter zu bereichern.
Es waren die typischen neoliberalen Maßnahmen: die Kürzung öffentlicher Ausgaben, Währungsabwertung,
Handelsliberalisierung und Privatisierung. Somalia musste seine Wirtschaft für ausländische Importe öffenen.
Ausländisches Getreide in Form von Nahrungsmittelhilfe oder billigen Getreideprodukten überschwemmten das
Land. Die billigen Importe zerstörten die örtliche Getreidewirtschaft. Das Getreide kam von den westlichen
Ländern, die ihr Getreide subventionierten und einen Getreideüberschuss erwirtschafteten.
Die somalische Regierung wurde gezwungen die Ausgaben für Infrastruktur und tierärztliche Versorgung und
Nahrungsmittelsubventionen zu reduzieren, wodurch die Hirten und Bauern ohne Unterstützung blieben, die sie
brauchten, um ihr Vieh gesund zu halten. Vieh war sehr wichtig für Somalia, denn es trug bis Mitte der 80er
Jahre zu 80% des somalischen Exporterlöses bei.
Desweiteren musste die Regierung auch die Ausgaben für Gesundheit und Bildung kürzen. Das Geld, welches hier
eingespart wurde, floss in die Bedienung ihrer Schulden, auf Kosten der Bevölkerung, die nun keinen Zugang mehr
zu den nützlichen Regierungsprogrammen hatten.
Somalia wurde schließlich komplett abhängig vom Westen, wodurch
es einfacher für westliche Nationen wurde, Einfluss auf Somalia auszuüben.
Die Zerstörung der Agrarwirtschaft und völlige Ahängigkeit von Getreideimporten aus westlichen Ländern und die
Abschöpfung von mehr Reichtum aus dem armen Entwicklungsland führte dazu, dass der IWF Somalia zwang, den Wert
seiner Währung abzusenken. Das zusammen mit den Kürzungen der öffentlichen Ausgaben verteuerte alles,
insbesondere Treibstoff, Düngemittel und landwirtschaftliche Bedarfsartikel. Die Bauern hatten Schwierigkeiten
die unbezahlbaren Waren, die sie brauchten, um ihr Vieh gesund zu halten, zu bezahlen. Der
durchschnittliche Somali hatte weniger Kaufkraft, um Nahrungsmittel und lebensnotwendige Dinge zu kaufen.
Straßen und Infrastruktur verfielen, weil die nötigen Materialien unbezahlbar wurden.
Die Währungsabwertung ist eine gängige Maßnahme, denn sie macht die Exporte auf der Weltbühne
attraktiver und auch die somalischen Arbeitskräfte für ausländische Unternehmen billiger.
Der oben beschriebene Import von überschüssigem Getreide aus westlichen Ländern, war nur ein Teil des Plans.
Der eigentliche Plan zielte darauf ab, Somalia in ein Exportzentrum für Rohstoffe zu verwandeln, da Somalias
Währung im Vergeleich zum US-Dollar stark abgewertet wurde, konnten sie nicht viel importieren. Sie konnten
kein Getreide mehr exportieren, da die Getreidewirtschaft ruiniert war. Also mussten sie sich auf den Export
von Rohstoffen konzentrieren, um Einnahmen zu erzielen. Sie waren gezwungen, sich auf den Export von Obst,
Gemüse, Ölsaaten, Baumwolle und anderen Rohstoffen mit hoher Wertschöpfung zu konzentrieren, anstatt auf
Lebensmittel für die eigene Bevölkerung zu produzieren. Da der Somali Schilling so stark abgewertet wurde,
war es für westliche Länder mit ihre starken Währungen sehr günstig diese Rohstoffe zu kaufen.
1989 machten die Schuldenverpflichtungen fast 200% der Exporterlöse aus. Das heißt, selbst mit dem Export der
Rohstoffe reicht es nicht die Schulden zu begleichen, geschweige denn das Land zu bereichern.
Dieses Muster zeigt sich in vielen Ländern, die SAPs Strukturanpassungsprogrammen unterzogen wurden. Ärmere
Länder sind gezwungen, Rohstoffe in reichere Länder zu exportieren, die diese Rohstoffe für die Produktion von hochwertigen Gütern
verwenden. Da die ärmeren Länder nicht in der Lage waren eine heimische Industrie aufzubauen, sind sie nicht
in der Lage Waren für sich herzustellen und müssen somit die teuren Waren aus den reichen Ländern importieren.
Zu den Strukturanpassungsprogrammen gehören auch Privatisierungen. Staatseigene Sektoren darunter
Landwirtschaft und Bankdienstleistungen wurden privatisiert. Sie wurden an private Investoren verkauft, was
oft ausländische Konzerne und der somalischen Elite zugute kam, während der Rest der Bevölkerung unter diesen
Privatisierungen leidet.
Nun fragt man sich vielleicht warum IWF und Weltbank diese Maßnahmen auferlegten, obwohl sie offensichtlich
nicht funktionierten. Obwohl sie offensichtlich nicht der Bevölkerung von Somalia, dem Sudan, Haiti und vielen
anderen, die dem Neoliberalismus geopfert wurden, geholfen haben. Die Antwort auf die Frage ist. Es hat
funktioniert. Die Maßnahmen kamen genau denen zugute, denen sie zugute kommen sollten, nämlich den
ausländischen Unternehmen und Investoren, die durch die Privatisierungen und Öffnung der somalische Wirtschaft,
Zugang zu billigen Arbeitskräften und Exporten bekamen und den westlichen Regierungen dem IWF und der
Weltbank, die politischen Einfluss im Land gewannen und von der Rückzahlung der Kredite profitierten.
Somalia ein Land mit einer ursprünglich autarken Nahrungsmittelversorgung, erlebte Hungersnöte, bei der Hunderttausende
Menschen starben. Anstatt das Wachstum zu fördern, haben sich die Finanzinstitute, die die Kredite vergeben hatten,
noch weiter bereichert, während die Bevölkerung unter diesen Schulden litt. Der ausländische Einfluss führte
schließlich zum völligen
wirtschaftlichen Zusammenbruchs Somalias. Dieser Prozess wiederholt sich überall in der Welt. Die
Schulden werden benutzt, um die Länder an die Angel zu bekommen und die Länder bis zum äußersten auszubeuten.
Die Ausbeutung der Kolonialzeit ist nicht ausgerottet, sie wurde nur
neu organisiert.
siehe auch folgendes Video
Konzerne als Retter / Das Geschäft mit der Entwicklungshilfe